Die Selbstzerstörung der Öffentlich-Rechtlichen II
Der Fall Dilan Sözerie - rbb folgt blind herrschendem Maskenverweiger-Narrativ und vernachlässigt eigene Recherche - Kommentar
- Zaki Morgenstern
- Recherchiert
Erstveröffentlichung: 17.08.2022
Letzte Aktualisierung: 18.08.2022
Der rbb ist in diesen Tagen wegen der Affäre Schlesinger in aller Munde. Seit Anfang August recherchiert eine fünfköpfige Recherche-Taskforce in eigener Sache.
Diese "strukturelle Krise" in den Führungsetagen des rbb sollte aber nicht von den viel schwerwiegenderen Versäumnissen der öffentlich-rechlichen Anstalt ablenken.
Der Fall der 17-Jährigen Dilan Sözerie, die am 05.02.2022 an einer Berliner Straßenbahnhaltestelle in aller Öffentlichkeit von mehreren Erwachsenen festgehalten und zusammengeschlagen wurde, ist ein weiteres frappierendes Beispiel für das doppelte Versagen des rbb: Weder der öffentliche Auftrag zu ausgewogener Berichterstattung (1) noch die journalistische Sorgfaltspflicht (2) mittels eigener Recherche werden erfüllt. Der Schaden für die Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechlichen Medien ist immens.
Erschwerend kommt hinzu, dass der Sender bei der nachfolgenden Korrektur versäumt, die eigene irreführende Berichterstattung selbstkritisch zu reflektieren und die nötigen Konsequenzen zu ziehen.
Das Positive: Es gibt zum Glück andere öffentlich-rechtliche Sender, die zumindest die Aufarbeitung des Falles Dilan Sözerie ernst nehmen. z.B. der Deutschlandfunk: "Übernahme der Polizeimeldung grob fahrlässig“ (3)
1 - Was ist passiert?
Hier die Darstellung des Vorfalls aus Sicht von Dilan Sözerie, nachdem sie von Freunden über die Berichterstattung der Mainstreammedien erfahren hatte. Folgendes Video veröffentlichte Dilan auf ihrem Instagram-Account.
2 - Wie berichtet der RBB über den Vorfall?
Hier der rbb-Artikel vom 06.02.2022 über den Vorfall vom 05.02.2022
(problematische Passagen orange markiert):
3 - Was wurde korrigiert?
Obiger Text ist mit Titelfoto, Überschrift (s.o.), teils heftigen Kommentaren und folgendem Zusatz heute immer noch auf der rbb-Webseite abrufbar.
Bemerkenswert:
- Der von Dilan Sözeri genannte Grund des Angriffs wird hier nicht zitiert.
- Der rbb-Link führt nicht - wie zu erwarten wäre - auf den korrigierten Polizeibericht, sondern auf den Artikel selbst zurück. Ist das bloß Schlamperei?
Hier geht's zum korrigierten Polizeibericht.
Die nachträgliche Aufarbeitung des Falles Dilan Sözeri durch den rbb würde ich als halbherzig bezeichnen und von politischen Interessen des Berliner Senats geleitet. Wichtige Fragen werden zwar gestellt. Von Selbstkritik des Senders kaum eine Spur. (4)
4 - Wie geht es besser?
Der Fall Dilan Sözerie ging durch sämtliche namhaften deutschsprachige Medien. Beispiele, dass es in puncto Selbstkritik und Korrektur auch besser geht, zeigen:
4.1. Entschuldigung der dpa
Die Falsch-Meldung der dpa war ursächlich für Fake News in zahlreichen deutschen Medien.
Hier die Entschuldigung auf Twitter.
Sollte eine Entschuldigung nicht zum Standard aller Medien und insbesondere der Öffentlich-Rechtlichen gehören?
4.2. Hardy Funk für den BR
Eine ausführliche Darstellung inklusive kritischem Kommentar zur Berichterstattung und Verbesserungsvorschlägen.
[...]Wie wahr, wie wahr! Also doch noch nicht alles verloren?
Ich werte diese Medienkritik mal als Hoffnungsschimmer am Horizont.
(1) Medienstaatsvertrag vom 14.-28.04.2020
(2) Deutscher Presserat - Pressekodex - Ziffer 2: Sorgfalt
(3) Sebastian Wellendorf vom Deutschlandfunk interviewt Olaf Sundermeyer, Journalist beim Rechtsextremismus-Rechercheteam des rbb, der sich hier gegenüber seinen rbb-Kollegen kritisch äußert. Text: Mike Herbstreuth | 10.02.2022
(4) Weitere korrigierende Berichte zum Fall Dilan Sözeri
a) berliner-zeitung.de Junge Frau in Tram zusammengeschlagen: Rassismus oder Streit um Maskenpflicht?
b) uebermedien.de Von wegen Maskenstreit: Polizei und Medien stellen rassistischen Angriff falsch dar